Fakt ist, Gespräche, in denen wir uns über unsere Berufe unterhalten, scheinen immer komplizierter zu werden. Das liegt daran, dass der Grad der Spezialisierung unserer Ausbildung zunimmt und unser fachspezifisches Wissen von Tag zu Tag größer wird.
So entstehen unzählige Studiengänge und komplexe diversifizierte Tätigkeitsfelder und in der Folge komplizierte Berufsbezeichungen.
Auf die gute, alte, solide, zwar gut gemeinte aber platt daherpurzelnde ›Small-Talk-Gesprächseintiegsfrage‹ »Und was machst du so?« sehen wir uns heutzutage genötigt, uns bereits in der Vorahnung auf ein Gespräch – langatmige und weitschweifige Antworten zurecht zu legen. Wir müssen unsere Berufsfelder einfach besser artikulieren.
»Derzeit handle ich erfolgreich mit Drogen«
Als Befragter stehen wir vor der Möglichkeit ein Ausweichmanöver zu fahren oder unser Gegenüber bei der Hand zu nehmen und ihm gerne und ausführlich zu erklären, was wir denn tatsächlich so machten. Ein Autor eines relativ erfolgreichen, oberflächlichen Lebensplaners in Buchform, rät dazu, auf die Frage »Und was machst du so?« zu antworten: »Derzeit handle ich äußerst erfolgreich mit Drogen.«
Sicherlich eine Möglichkeit, die eine Erklärung und auch die Fortführung des Gesprächs in den meisten Fällen erübrigt. Gehen wir aber davon aus, dass unser Gesprächspartner tatsächliches Interesse an uns hat und stellen wir nicht generell die Ernsthaftigkeitsfrage des Gesprächs, so sind wir eine verständliche Antwort schuldig.
Was in aller Welt macht also nun ein solcher Kommunikationsdesigner denn eigentlich? Im Allgemeinen besteht die Annahme, ein Kommunikationsdesigner wäre »halt einfach ein Grafiker«. Stimmt nicht ganz, denn: Ein Grafiker ist, das sagt uns zumindest der Duden, ›ein Techniker auf dem Gebiet der Grafik‹. Das ist aber nur ein kleiner Teilbereich dessen, was zur Aufgabe eines Kommunikationsdesigners gehört; nämlich der handwerkliche Aspekt des Berufs. In allererster Linie beschäftigt sich ein Kommunikationsdesigner jedoch mit den Inhalten einer Kommunikation.
Um das ein wenig zu illustrieren, sollten wir auf unser Gesprächsbeispiel zurückkommen: Eine Unterhaltung könnte etwa wie folgt verlaufen:
»Und was machst du eigentlich so?«
»Bin Kommunikationsdesigner.«
»… und …«
»Nun ja, wann immer du ein neues Logo auf einem Briefbogen oder auf einer Visitenkarte siehst, in einer interessanten Informationsbroschüre blätterst, dich an einem übersichtlich gestalteten Folder eines Theaterprogrammes erfreust, wann immer du angeregt in einem schönen Magazin stöberst, über einen intelligenten Werbespot lachst, über einen besonders eindrucksvollen Bucheinband ins Staunen gerätst oder dich an einer besonders ästhetischen und gut zu navigierenden Internetseite erfreust, war daran ein Kommunikationsdesigner beteiligt. Das sind alles Ergebnisse von Designprojekten.
So ähnlich wie ein Architekt, der ein Gebäude plant und es gemeinsam mit Bauingenieuren, Statikern, Handwerkern und Technikern realisiert, arbeitet auch ein Kommunikationsdesigner. Er plant und entwirft Kommunikationsmittel und ‑medien und verwirklicht die Entwürfe gemeinsam mit Textern, Marketingfachleuten, Fotografen, Illustratoren, Programmierern, Messebauern, Druckereien und Buchbindern.
Wenn ein Kommunikationsdesigner ein neues Projekt angeht, beschäftigt er sich zuerst mit der Lösung von Kommunikationsproblemen. Es geht darum, abstrakte geistige Konstrukte, wie einen Produktvorteil oder das Wertesystem eines Unternehmens, in prägnante und funktionale visuelle Botschaften zu übertragen. Diese Botschaften werden in geeigneten Kommunikationsmitteln artikuliert.
Der Kommunikationsdesigner, und das ist vielleicht die komprimierteste und verständlichste Beschreibung, ist ein ›Gestalter‹. Er hat die Aufgabe, Inhalten, seien es redaktionelle Beiträge, Unternehmensphilosophien oder -werte, Markenpersönlichkeiten oder auch Manuskripte von Büchern, ein unverwechselbares und stimmiges Äußeres zu verleihen. Durch diesen gestaltgebenden Prozess wird übrigens die Kommunikation des Inhaltes erst möglich gemacht.«
In einer Unterhaltung – wie auch in diesem Blogbeitrag – sollte dieser Darstellung ein anschauliches Beispiel folgen:
»Stellen wir uns ein Unternehmen in der Gründungsphase vor. Um geschäftsfähig zu werden, ist die Firma darauf angewiesen ihren Bekanntheitsgrad zu fördern und ihre Produkte und Dienstleistungen zu bewerben. Dazu ist Kommunikation notwendig. Für das Unternehmen gibt es eine Reihe interessanter Zielgruppen, die unbedingt von dessen Existenz und dessen Dienstleistungen erfahren sollten. Das sind zum Beispiel solche Interessensgruppen wie potenzielle Kunden, Geldgeber oder Entscheider aus der Politik. Ein jedes Mitglied dieser Gruppen soll erfahren, welche Leistungen das Unternehmen anbietet, wie hoch die Kosten für die Produkte oder Dienstleistungen sind, worin Vorteile gegenüber den Wettbewerbern bestehen, welche Unternehmensphilosophie vertreten wird etc. Zu diesem Zweck wird von der Marketingabteilung eine Kommunikationsstrategie erarbeitet.
Hier beginnt die Arbeit des Kommunikationsdesigners. Er berät das Unternehmen bei der Auswahl der geeigneten Kommunikationsmittel und ‑aktivitäten. Er entwirft ein Erscheinungsbild (mit Logo, Designrichtlinien, Layoutraster, Schrift- und Farbsystem, Bildsprache etc.) und lässt dieses Erscheinungsbild in verschiedenen Medien und Anwendungen produzieren. Ein Internetauftritt, eine Geschäftsausstattung, Image- und Informationsbroschüren, möglicherweise Werbekampagnen zu Produkten werden entwickelt.«
Die Ausführungen des beschriebenen Gesprächs enden noch hier noch nicht ganz. Denn die Projekte eines Kommunikationsdesigners können, – das wird von seiner ›Generalistenstellung‹ als Gestalter begünstigt – sehr verschieden ausfallen:
»So kann ein Auftrag zum Beispiel darin bestehen, ein Buch zu gestalten. Wieder bildet den Ausgangspunkt eine konzeptionelle Arbeitsphase, in der die Inhalte analysiert werden und eine Grundidee für die Gestaltung des Buches entsteht. Es folgen alternative Entwürfe, die dem Autor und dem zuständigem Verleger präsentiert werden. In der Summe entsteht dann ein in sich schlüssiges, durchgestaltetes und funktionierendes ›Buch-Objekt‹.
Der Designer hat übrigens zudem eine Reihe rein handwerklicher Überlegungen zu berücksichtigen: Mit welcher Schrift z.B. optimale Lesbarkeit gewährleistet werden kann, welche Materialien die schönsten und haltbarsten sind und beispielsweise welche Druckverfahren in Frage kommen.
Liebe Kommunikationsdesigner, entscheidet also selbst, je nach vermutetem tatsächlichem oder angetäuschtem Interesse Ihres Gesprächspartners, ob Sie den Gesprächsfluss barsch abbrechen, indem Ihr behauptet Euch dem Drogenhandel verschrieben zu haben, oder ob Ihr euch ernsthaft mit eurem Gegenüber austauschen möchtet und euch auch für dessen Beruf und Erfahrungen interessiert. Dann kann das Gespräch zu einer wirklichen Bereicherung werden.
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